Agnes Giesbrecht wuchs in einem deutschen Dorf im Südural auf. Als Russlanddeutsche war es immer ihr Wunsch nach Deutschland zu emigrieren. Sie und ihre Familie kämpften zehn Jahre für die Ausreisegenehmigung. Doch trotz der Unfreiheit war es nicht leicht für Agnes Giesbrecht, sich von Russland zu trennen.
Agnes Giesbrecht wurde 1953, im Todesjahr Stalins, in einem deutschen Dorf im Südural geboren. Trotz der Entspannung unter Chruschtschow war es nicht leicht für ihre Familie in Russland zu leben: Deutsche wurden als Kriegs- und Klassenfeinde gesehen und schon vor dem Krieg mussten viele deutsche Männer zur Zwangsarbeit nach Sibirien. Nach dem Studium der russischen Sprache, Literatur und Geschichte heiratete sie mit 21 Jahren gegen den Willen ihrer Eltern einen Schulfreund. Die Ehe scheiterte nach kurzer Zeit und mit ihrem dreijährigen Sohn und ihren Eltern zog Agnes Giesbrecht in den Kaukasus. Dort kämpfte sie mit ihrer Familie zehn Jahre um die Ausreisegenehmigung nach Deutschland – für ihren Vater ging ein Traum in Erfüllung, als er 1988 endlich emigrieren durfte. Anges fiel die Entscheidung jedoch schwer. Ein Jahr später, mit 36 Jahren und ihrem 13-jährigen Sohn, folgte sie ihren Eltern nach Deutschland. Sie sah viele Probleme auf sich zukommen, doch mit sprachlichen Schwierigkeiten hatte sie nicht gerechnet: Ihr russischer Akzent und die vielen Anglizismen trugen zu Verständigungsschwierigkeiten bei. Heute ist Deutschland für Agnes Giesbrecht und ihren Sohn zu einer zweiten Heimat geworden – wenn sie in Frankfurt am Flughafen freundlich von den deutschen Grenzbeamten begrüßt und durch die Passkontrolle gelotst wird, fühlt sie sich, als ob sie zu Hause ankommt.