Veronica Oommen wuchs in einer christlichen Familie in Indien auf und träumte davon, weit weg ins Ausland zu gehen – wohin, das war ihr erst einmal egal. Die erste Gelegenheit bot sich mit 17 Jahren: zur Ausbildung nach Deutschland. Unter hunderten von Bewerberinnen wählte der Erzbischof in ihrer Heimatstadt sie und fünf weitere Mädchen aus. Die Erlaubnis von den Eltern bekam sie, weil Deutschland ein christliches Land ist. Mit dem Flugzeug ging es im Oktober 1965 von Kochi im Bezirk Kerala über Rom nach Düsseldorf. Veronica Oommen musste die gesamte Strecke mit Übelkeit kämpfen – die Gerüche, das Essen, die neuen Eindrücke, das war zu viel für sie. Auch im heilpädagogischen Kinderheim, in dem sie und ihre fünf Begleiterinnen in Hauswirtschaftslehre unterrichtet werden sollten, war es nicht viel besser. Sie musste Toiletten putzen und erst auf Nachfrage erhielten sie einmal in der Woche Deutschunterricht. Nach zwei Jahren zog Veronica zur Ausbildung als Krankenschwester nach Köln – das war ein ganz neues Lebensgefühl.