Die Reise von Teheran nach Göttingen dauerte eine Woche – Shapur Homajun musste mit dem Bus quer durch die Türkei und später mit dem Zug durch Europa, um nach Deutschland zu gelangen. Er wollte Medizin studieren, sein Vater hatte dieses Fach für ihn ausgesucht. Die Reise war aufregend. Es waren die 50er-Jahre und Reisen gehörte noch nicht zum Alltag, weder in Europa noch in Persien. Am Zielbahnhof angekommen, ließ Shapur Homajun sein Gepäck mitten in der Bahnhofshalle für eine Stunde stehen, um sich auf die Suche nach seinen Verwandten zu machen, die ihn abholen wollten. Als er zurückkam, stand noch alles da – was ihn keineswegs verwunderte, denn er hatte so positive Vorurteile von Deutschland, dass er nie auf den Gedanken gekommen wäre, jemand könnte ihn im Gastland bestehlen. Sein Medizinstudium verlief unproblematisch. Nach und nach lernte er die Deutschen besser kennen, vor allem als Patientinnen und Patienten.