Catalin Gagiu war acht Jahre alt, als er 1990 nach der blutigen Revolution in Rumänien mit seinen Eltern nach Deutschland kam. Eigentlich sollte es nur ein Besuch bei seiner Tante in Kaarst sein. Doch seine Eltern beschlossen zu bleiben.
Catalin Gagiu war acht Jahre alt, als er 1990 nach der blutigen Revolution in Rumänien mit seinen Eltern nach Deutschland kam. Eigentlich sollte es nur ein Besuch bei seiner Tante in Kaarst sein. Doch seine Eltern beschlossen zu bleiben, um ihren beiden Kindern eine sichere Zukunft zu ermöglichen: Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs herrschte in Rumänien auf der einen Seite eine freudige Erwartungsstimmung, auf der anderen Seite aber auch große Verunsicherung. Die Familie wurde in Kaarst in einer Containerstadt in sehr beengten Verhältnissen untergebracht. Catalin hat positive Erinnerungen daran. Er empfindet eher ein ‚Vielvölkerwohlfühlgefühl‘, wenn er an diese Zeit zurückdenkt. Er lernte schnell Deutsch – hauptsächlich durch das Fernsehen – und kam in die zweite Klasse. Heimweh nach Rumänien hatte er nicht. Seinen Eltern, vor allem seinem Vater, fiel die Umstellung schwer. Die beiden gelernten Ingenieure fanden zunächst nur in einer ‚Paketfabrik‘ eine Anstellung in Schichtarbeit. Beide arbeiteten sich hoch und wurden selbstständige Unternehmer. Sein Vater hatte immer wieder den Wunsch, nach Rumänien zurückzukehren. Schließlich trennten sich seine Eltern und der Vater kehrte nach Rumänien zurück. Catalin studiert heute Politikwissenschaft in Düsseldorf. Er fühlt sich wohl in Deutschland. Er empfindet Rumänien zwar als seine Heimat, fühlt sich dort jedoch nicht heimisch: Er spricht von einer ‚Zwischenbefindlichkeit‘ und sieht sich eher als Europäer – unabhängig und grenzenlos.